Institut für deutsche Literatur

Forschungsprojekte


 

Repräsentation und Kinästhetik im Spannungsverhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit
In der 3. Bewilligungsphase (2005-2007):
Repräsentation und Kinästhetik II - Deixis und Lage
Forschungsprojekt im Rahmen des SFB " Kulturen des Performativen - 'Performative Turns' im Mittelalter, in der Frühen Neuzeit und in der Moderne"

Das Arbeitsvorhaben soll sich auf den Zusammenhang von performativen Akten und ihrer Darstellung und Überbietung im Schauraum literarischer Texte beziehen. Der Terminus 'Schauraum' impliziert dabei, daß die frühe volkssprachliche Literatur, die in eine Kultur der 'Aufführung' eingelassen ist, in der der Körper zum Träger und integrierenden Medium des sensorisch erfahrbaren Raumbezuges wird, die Prinzipien einer körpergebundenen Memorialkultur abbildet und überbietet. Zu fragen wäre somit nach einer Poetik der Visualität im Spannungsverhältnis von Performanz und Repräsentation.

Als wissenschaftliche Mitarbeiter am Projekt beteiligt sind Christof L. Diedrichs, Nadia Ghattas/ jetzt: Julia Plappert und Carsten Morsch.



Die Lesbarkeit der Welt. Bild, Schrift und Zahl im Spannungsfeld von Körpergedächtnis und Schriftgedächtnis
Forschungsprojekt im Rahmen des "Bild - Schrift - Zahl" - Projektes am Hermann von Helmholtz - Zentrum für Kulturtechnik an der HU zu Berlin.

In mittelalterlichen Handschriften und in frühneuzeitlichen Drucken finden sich vielfältige Kombinationen von Wort, Bild und Zahl, die auf die Hand Gottes zurückverweisen, aber auch die entwickelten (Mnemo-) Techniken der Scriptoralität einsichtig machen: den Zusammenhang von `zählen' und `erzählen', die indexikalische Vermittlung von Text und Bild. Das geplante Projekt will versuchen, Hand und Zahl als Operatoren der Gedächtnistechnik darzustellen, die `verborgene' Zahl in Text und Bild zu untersuchen und die numerische Verknüpfung von Text und Bild als eine Vorform technologisch vermittelter Audiovisualität einsichtig zu machen. 

Als wissenschaftliche Mitarbeiter am Projekt "Die Lesbarkeit der Welt" sind beteiligt Moritz Wedell, M.A. und Jörn Münkner, M.A.



Audiovisualität in medialen Umbruchsphasen (abgeschlossen)

Die Deixis im Sinne einer demonstratio ad oculos ist eine Grundfunktion gesprochener und geschriebener Sprache. Im Anschluß an Zumthors Poetik der Stimme ist deshalb über Zumthor hinaus nach einer Poetik der Sichtbarkeit zu fragen. Wie sich das gesprochene oder gesungene Wort mit inneren und äußeren Bildern verbindet, so tendiert das geschriebene Wort zu Visualisierungsstrategien, zu Techniken der Autopsie unter Verwendung ikonischer und sprachlicher Zeichen. Miniaturen (extramental) und sprachlich vermittelte Schaubilder (intramental) verbinden sich in mittelalterlichen Handschriften auf eine höchst komplexe Weise, die im umfassenderen Rahmen einer Poetik der Visualtiät noch weitgehend zu erschließen wäre. 
Die Arbeit konzentriert sich materialiter auf die Bilderhandschriften des Welschen Gastes von Thomasin von Zerclaere.

 

Höfische Repräsentation und Theatralität (abgeschlossen)

Gegenstand des Forschungsvorhabens ist die Theatralität höfischer Repräsentation, das Sichtbar- und Begreifbarmachen politischer und religiöser Ordnungsvorstellungen im Schauraum öffentlichen Handelns. Statusprivilegien waren im Umkreis des Hofes an die Statusträger selbst gebunden, und deshalb mußten sie sich von der übrigen Gesellschaft deutlich abheben durch Gestik, Mimik und Gebärde, durch die Ausstattung und Choreographie der Körper in Ritus und Zeremoniell. Die komplexe 'Theatralität' aristokratischer Selbstdeutung und Selbstdarstellung wird von den mittelalterlichen Text- und Bildzeugnissen immer wieder einsichtig gemacht. Aufschlußreich im weiteren Rahmen des Schwerpunktprogramms erscheint besonders für die Agonalität des öffentlichen Herrschaftshandelns, die Repräsentation ëals obí, die Ambiguität der Zeichen, sowie die Beschreibung von Öffentlichkeit und Nichtöffentlichkeit, deren szenische Opposition auf die theoretischen Schriften über öffentliches Herrschaftshandeln im Mittelalter vorausweist. 
Materialiter konzentriert sich die Arbeit auf die frühen Zeugnisse für Umzüge und Feste.