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Arbeits- und Forschungsstelle Privatbibliothek Christa und Gerhard Wolf

Autor:innenbibliothek - Ausstellen und forschend lernen/ lernend forschen. Eine der wenigen öffentlich zugänglichen Paarbibliotheken der Gegenwart wird erkundet

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Foto: Roger Melis; Vervielfältigung des Fotos ist nicht gestattet,
Nutzungsrechte am Foto können bei Herrn Mathias Bertram,
http://www.mathias-bertram.de/roger-melis.html, erworben werden

 

Unsere Räume in der Dorotheenstraße 24 (10099 Berlin), Raum 3.543, 3.509 und 3.544 sind geöffnet:
dienstags 12-14 Uhr oder nach Vereinbarung über Alina Mohaupt (mohaupal@hu-berlin.de)


AKTUELL
Zum 95. Geburtstag Christa Wolfs hat das Portal "GrimmChronik/Zeitzeugen-TV" eine Aufzeichnung mit Ausschnitten einer Lesung der Autorin von 2010 zur Nutzung freigegeben: Begleitet von den Musikern Heiner Reinhardt  (Saxofon, Klarinette)und Lothar Fiedler (elektrische Gitarre) und dynamischen Zeichnungen Helge Leibergs liest Christa Wolf in Neuhardenberg aus "Kassandra". Hier finden Sie die Aufzeichnung: www.grimmchronik.com
- Den Link bitte kopieren und in Ihrem Browser öffnen. Alle Hinweise zur kostenfreien Nutzung über ein (ebenfalls kostenloses) Vimeo-Konto finden Sie dort.)
 
 
Am Geburtstag selbst, dem 18. März 2024, lesen Mitglieder der Christa Wolf Gesellschaft im Christa Wolf-Raum ab 19 Uhr aus dem Werk der Autorin. An diesem Tag veranstalten CWG-Mitglieder an vielen Orten in- und außerhalb Deutschlands ähnliche Lesungen. Informationen und Bildeindrücke davon finden Sie später auf der Website der CWG: https://christa-wolf-gesellschaft.de/  
 

 

Wir haben im Januar 2024 eine neue offene Runde des Austauschs über Gelesenes gegründet: den „MONTAGSTEE“ im Gerhard Wolf-Raum 3.509: immer am letzten Montagabend des Monats um 18 Uhr in der Privatbibliothek Wolf. Wir begannen mit Briefen, diskutierten im Februar Éduard Louis: Im Herzen der Gewalt (frz. 2016) und widmen uns am 25. März (18 Uhr) Christa Wolfs "Ein Tag im Jahr 1960-2000" (2003).   

 
Seit Dezember 2023 ist der 50 Minuten umfassende, von unseren Alumni Emma Ulrich und Marina Brafa erarbeitete, von der CWG unterstützte und von der ALG finanzierte Audiowalk "Berlin auf den Spuren Christa Wolfs" online:
https://christa-wolf-gesellschaft.de/projekte/#audiowalk
(Den Link bitte kopieren und in Ihrem Browser öffnen)
Er nimmt seinen Ausgangspunkt an unserer Arbeitsstelle und umfasst insgesamt sechs Stationen. Ausschnittsweise sind auch Mitschnitte aus Reden Christa Wolfs vom 4. November 1989, vom 11. Plenum der SED 1965 und von einem Besuch Gerhard Wolfs bei uns im Juni 2015 zu hören.
Der Audiowalk ist, ergänzt durch Bilder, auch Bestandteil der VR-Ausstellung der ALG Vererbt, vergöttert, vergessen? Über die Bedeutung und Vermittlung von Literatur als kulturelles Erbe, die im Januar 2024 im Brüder Grimm-Zentrum in Kassel, im März auf der Leipziger Buchmesse, im April im Literaturmuseum Theodor Storm in Heiligenstadt, im Mai bei der Wieland-Stiftung in Biberach und im Juni in der Stadt- und Landesbibliothek Potsdam zu sehen sein wird.
 

 

* Die Arbeitsstelle ist Gastgeberin für den "Gesprächsraum Christa Wolf": 27. November 2023, 8. Januar 2024; 12. Februar, 11. März 2024; 8. April 2024; 13. Mai 2024 im Christa Wolf-Raum 3.543. Gesprächskreis, initiiert von Dr. Karin Aleksander (Christa Wolf Gesellschaft) und Dr. Alfred Messmann (C.G. Jung-Gesellschaft). Mitglieder beider Gesellschaften diskutieren ausgehend von CWs letztem Roman Stadt der Engel aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen im Spannungsfeld von Literatur und Psyche. 

 

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Foto: Jana Kalms

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* Am 12. Juli 2023 um 15 Uhr wurde die Ankunft der 6000 Bücher gefeiert

mit einer Lesung der Förderpreisträgerin Emma Ulrich aus ihrer preisgekrönten Masterarbeit über Louis Fürnberg sowie aus einem Essay Gerhard Wolfs und Texten des Dichters selbst. In Anwesenheit von Katrin Wolf und Martin Hoffmann sowie mehrerer Ehrengäste aus dem Institut für Literatur und aus dem Vorstand der CWG.

 

Dazu Birgit Dahlke "Vom Einzug der 6000 Bücher" In: ALG-Umschau Nr. 69 September 2023

 

 

*Christa und Gerhard Wolf-Förderpreis im April 2023 erstmals vergeben 

Erstmals verlieh die Christa Wolf Gesellschaft am 27. April 2023 den Christa und Gerhard Wolf-Förderpreis an die 1992 geborene Emma Charlott Ulrich für ihre Masterarbeit „Zwischen Aufbruch und Verfolgung. Louis Fürnbergs ‚Krankengeschichte‘ in den Konstellationen des Exils und der frühen DDR“. Die Jury überzeugte, wie Ulrich sich mit intensiver Recherche, Archivstudium und Methodenvielfalt ein Verständnis für die prägenden Arbeits- und Lebensbedingungen Louis Fürnbergs erwarb. Sie tritt damit thematisch und methodisch in die Spuren von Gerhard Wolf, der als Essayist und Herausgeber das Werk Fürnbergs einer größeren Öffentlichkeit bekannt machte.

Die festliche Verleihung erfolgte im Foyer vor der Arbeits- und Forschungsstelle Privatbibliothek Christa und Gerhard Wolf, begleitet von einer Lesung der 1988 geborenen Autorin Desirée Opela aus ihrem Roman "Das Wetter in uns", Faber & Faber 2022.

Der Christa und Gerhard Wolf-Förderpreis ist mit 1.000 Euro dotiert und wird alle zwei Jahre für eine herausragende Bachelor- oder Masterarbeit vergeben, die sich dem Werk und Wirken Christa oder Gerhard Wolfs widmet. Zweck des Preises ist es, eine zeitgemäße Auseinandersetzung mit dem umfangreichen Werk der Wolfs bereits im Studium anzuregen und die vielfältigen Forschungsleistungen der Studierenden anzuerkennen. Die internationale Jury besteht aus fünf Mitgliedern: Birgit Dahlke (Berlin), Carsten Gansel (Gießen), Anke Jaspers (Graz), Georgina Paul (Oxford), Aija Sakova (Tallinn).

 

Bewerbungen für die zweite Förderperiode bis zum 1. Oktober 2024 bitte digital an 
Dr. Anke Jaspers anke.jaspers@uni-graz.at 
sowie als gebundenes Exemplar der Abschlussarbeit per Post an: 
PD Dr. Birgit Dahlke
, Humboldt-Universität zu Berlin, 
Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft
, Arbeits- und Forschungsstelle Privatbibliothek Christa und Gerhard Wolf, Unter den Linden 6, 
D-10099 Berlin. 


 

 

* Einzug der 6000 Bücher

Vom 2. bis 4. Mai 2023 zogen 6000 Bücher vom Pankower Amalienpark zu uns. Sie wurden in drei Räumen des Instituts für deutsche Literatur in Original-Regalen der Wolfs und unter Sicherung der ursprünglichen Aufstellungsordnung untergebracht. Vorbereitend hatten 16 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unter Anleitung von Dr. Karin Aleksander und Birgit Dahlke in den Semesterferien im März acht Tage lang die Bücher in der Wohnung der Wolfs verzeichnet.

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Bild Ralf Klingelhöfer
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Im Arbeitszimmer Christa Wolfs am Amalienpark. 20. März 2023. Bild Ralf Klingelhöfer

 

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Bild Ralf Klingelhöfer

 

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Im Arbeitszimmer Gerhard Wolfs am Amalienpark am 17. März 2023. Bild BD

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Im Arbeitszimmer Gerhard Wolfs am Amalienpark am 24. März 2023. Bild BD

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Im Arbeitszimmer Christa Wolfs am 17. März 2023. Bild BD

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Im Arbeitszimmer Gerhard Wolfs am 17. März 2023. Bild BD

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Im Arbeitszimmer Gerhard Wolfs am Amalienpark am 20. März 2023. Bild Ralf Klingelhöfer

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Eindrücke vom Umzug der 6000 Bücher:

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Abfahrt Tour Nr. 1 am 3. Mai 2023 Bild BD

 

 

 

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3. Mai 2023 Ankunft der ersten Bücherkisten im CW-Raum der HU. Bild BD

 

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4. Mai 2023 Bild BD

 

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5. Mai 2023 Bild BD

 

Seit dem 5. Mai 2023 ist der Buchbestand des Arbeitszimmers Christa Wolfs einschließlich ihres Schreibtischs im Raum 3.543 öffentlich zugänglich, Raum 3.509 umfasst die Bücher des Arbeitszimmers und den Schreibtisch Gerhard Wolfs und in Raum 3.544 ist weiterhin die sogenannte "Wendesammlung" zu sehen, außerdem unsere Sammlung der CW-Lizenzausgaben und die Bücher aus dem Woseriner Arbeitszimmer CWs. Interessierte Besucher:innen melden sich zur Terminvereinbarung bitte bei meiner studentischen Mitarbeiterin Alina Mohaupt an: mohaupal@hu-berlin.de.

In Forschungsfragen wenden Sie sich bitte parallel an mich: birgit.dahlke@rz.hu-berlin.de.                

 

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5. Mai 2023 Ankunft im Christa Wolf-Raum Bild BD

 

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Christa Wolf-Raum Bild BD

 

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5. Mai 2023 Gerhard Wolf-Raum  Bild BD

 

Gefunden (1): Lion Feuchtwanger: Jud Süß
Beim Verzeichnen der Sammlung im Mai 2023 am Amalienpark lag eines Abends ein Buchrücken auf dem Fußboden. Da Autor und Titel gut erkennbar waren, vertraute Karin Aleksander fest darauf, dieses Buch dann nach dem Umzug in der Arbeits- und Forschungsstelle Privatbibliothek Christa und Gerhard Wolf an der HU wiederzufinden. Das stellte sich allerdings als gar nicht so einfach heraus, schließlich folgt die Aufstellungsordnung der Wolfs unterschiedlichen Logiken, durchaus nicht nur solchen von Alphabet und Chronologie. Nach längerer Suche standen wir schließlich im neuen Christa Wolf-Raum vor dem einzigen Regalteil mit Glasscheiben – da entdeckte sie mehrere Buchtitel von Lion Feuchtwanger - und daneben das gesuchte Exemplar ohne Buchrücken. Jetzt ist es erst einmal wieder vollständig und wartet auf seine Restaurierung. Immerhin ist es bereits fast 100 Jahre alt.

Lion Feuchtwanger: Jud Süss. Knaur Verlag 1931, Copyright Drei Masken-Verlag München 1925

 

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Gefunden (2): Der geteilte Himmel
An einem Wochenende in Güstrow in Mecklenburg, einer Gegend, die Christa Wolf sehr liebte, stießen Karin und Alexander Aleksander auf Erinnerungen an sie – beide verbunden mit ihrem Roman Der geteilte Himmel von 1963.
Für den 24. Oktober 2023 war dessen Verfilmung von 1964  - mit Renate Blume und Eberhard Esche in der Regie von Konrad Wolf - im Ernst-Barlach-Theater der Stadt Güstrow angekündigt.
In seinem Kommentar zitiert das Theater die Zeitschrift filmdienst, die über den Film urteilte: „Ein inhaltlich und stilistisch außergewöhnlicher DEFA-Film, dessen Handlungsführung nicht in erster Linie von Propaganda und kommunistischer Dialektik bestimmt ist. Es geht ihm vielmehr um die unterschiedlichen Entwicklungen der Menschen und um das unterschiedliche gesellschaftliche Bewusstsein in beiden deutschen Staaten.“ In der Schweriner Volkszeitung vom 7./8.10.23 wurde auf die Nominierung eines an den Roman angelehnten Musicals des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin für den Deutschen Musical-Theater-Preis hingewiesen.

 Zweimal „Der geteilte Himmel“! In einer Zeit der Ost-West-Diskussionen erfährt der frühe Roman mit dem so pointierten Titel neue Aktualität. Wie Buch und Film Anfang der 1960er Jahre in beiden deutschen Staaten rezenziert worden waren, vermittelt die Dokumentation von Martin Reso: ‚Der geteilte Himmel‘ und seine Kritiker. Halle: Mitteldt. Verlag 1965.
 Christa Wolf wurde damals eine dekadente Lebensauffassung unterstellt. Sarah und Rainer Kirsch kommentierten die Diskussionen mit „Der gevierteilte Himmel“.

 

 

 

7. Februar 2023: Gerhard Wolf und wir

Gerhard Wolf und die Studierenden der deutschen Literatur - das ist eine Geschichte beglückender und inspirierender Begegnungen. Sie begann mit seinem Besuch bei uns an der Humboldt Universität im Juni 2015. Die gerade erst gegründete studentische Arbeitsgruppe „Christa Wolf andernorts“ hatte den Essayisten und Herausgeber eingeladen, von der Gründung seines Verlags Januspress zu erzählen. Noch gab es keinen eigenen Ort, wir trafen uns im Heiner Müller Transitraum. Der vor Geschichten nur so sprudelnde Gast mit einem unfassbaren Detailgedächtnis und seiner verschmitzten Konzentration steckte uns alle an: Gerhard Wolf war selbst sozusagen lebendige Literaturgeschichte! So aufregend konkret konnte literarisches Leben sein?

So viel Leben steckte in und hinter den Büchern, die allesamt als Geschenk zu uns kommen sollten? Die Studentinnen und Studenten wurden geradewegs mitgerissen von diesem Philologen alter Schule. Wie gut, dass der Kameramann Ralf Klingelhöfer diesen langen Nachmittag dokumentiert hat. Auch mehrere meiner Befragungen Wolfs zu Schwerpunkten, Anordnung, Herkunft der Privatbibliothek sind filmisch festgehalten. Wir kommen von einem Autor zum nächsten, er zitiert Titel und ganze Verse aus dem Stand. Mehrfach fordert Gerhard Wolf mich auf, ein bestimmtes Buch von ganz oben in einem der Regale herauszusuchen. Obwohl der fast Neunzigjährige schon seit längerem nicht mehr auf die Leiter steigen kann, weiß er genau, wo was zu suchen ist. Und wenn nicht, lässt er nicht locker: Die Ausgabe muss doch hier sein oder vielleicht steht der Band doch da drüben? Unaufgeregt selbstverständlich setzt er Kunstsinn und literarische Bildung bei seinem Gegenüber voraus und wird so zum Lehrer und Anstifter ohne Lehrmeister zu sein.
Wenn wir am 7. Februar 2023 erfahren mussten, dass Gerhard Wolf vierundneunzigjährig mit seiner Lesebrille in der Hand für immer eingeschlafen ist, so sind seine Arbeiten und Anregungen in unseren Seminaren, in Bachelor- und Masterarbeiten, in Ausstellungsprojekten, Publikationsvorhaben, Podcasts und Fotodokumentationen präsenter denn je.
Es sind seit 2015 schon mehrere Studienjahrgänge, die das Glück hatten, Gerhard Wolf auch persönlich kennenzulernen: Auf einer Reise an den heute polnischen Geburtsort Christa Wolfs Gorzow Wielkopolski oder auf der festlichen Eröffnung der von Studierenden erarbeiteten Christa Wolf-Ausstellung im Literaturhaus Fasanenstraße. Im Interview zum Gegenstand einer studentischen Abschlussarbeit oder den wertvollen Bücher-Bestand in der so besonderen Pankower Wohnung voller Bilder und Bücher verzeichnend. Ein kollabiertes Bücherregal in seinem Arbeitszimmer wieder einräumend oder ein Thema zur Ausstellung entwickelnd. Oder auch im Arbeitszimmer Christa Wolfs das Programm vorstellend, das besonders engagierte Studentinnen auf der Grundlage der Briefauswahl Christa Wolfs und des „Tagesbuchs“ Ein Tag im Jahr erarbeitet hatten. Von der Musik-Text-Collage berichtend, die eine studentische Gruppe auf der Basis seines letzten großen Essays „Herzenssache“ über die Freundschaft zu Franci Faktorová konzipierte und auf einer wissenschaftlichen Tagung präsentieren durfte. Gerhard Wolf verwickelte die jungen Besucher:innen ins Gespräch über Literatur, kommentierte den Lyrikband, den man gerade wieder ins Regal einräumte und die Zeitschrift, die er einem aus dem überfüllten Regalfach herauskramte. Dabei hätte man sich am liebsten erst einmal nur staunend umgesehen: Was da Aufregendes an Wänden hing, kreuz und quer in Regale gestopft war und auf diversen Abstelltischen herumlag! Die Bücherkisten, die diverse Helfer:innen zum Umzug aus dem Woseriner Sommerhaus und dem Pankower Souterrain an die HU schleppten, wurden zum Ausgangspunkt überraschender Entdeckungen. Diese gesammelten Büchergeschenke prominenter Persönlichkeiten! Diese einschüchternden Schätze an sehr persönlichen Widmungen! Diese rätselhaften Randbemerkungen und unerwarteten Buch-Einlagen!
Stets agierte Gerhard Wolf auch als warmherziger Gastgeber. Der kleine Wintergarten (nicht mal das ein Ort ohne Bücher), sein Arbeitszimmer mit der großformatigen transparenten Grafik von Carlfriedrich Claus, dem Grafikschrank und dem Schreibtisch mit einer in die Jahre gekommenen elektronischen Schreibmaschine, das helle Arbeitszimmer Christa Wolfs mit Fotos und Andenken in den doppelreihig belegten Bücherregalen - alle diese Räume wurden zu Ideenschmieden in Sachen Literatur. „Man müsste mal sehen, ob …“, „das müsste man sich mal genauer angucken“. Und immer wieder Zustimmung, großzügige Unterstützung und Ermutigung: „Na klar: macht mal!“. Zum Büchergespräch gab es Kuchen und Kaffee und nicht selten bekam die tagelang Buchtitel verzeichnende Praktikantin auch noch eine von ihm gekochte Suppe vorgesetzt.
Wie üblich fragte Gerhard Wolf mich auch bei meinem letzten Besuch kurz vor Weihnachten 2022 aus: Was macht ihr gerade, was habt ihr vor? Ich erzählte von den jungen Leuten, die ihr Studium inzwischen abgeschlossen hatten und an deren beeindruckender Entwicklung er ganz persönlich Anteil hatte. Ich berichtete von noch unabgeschlossenen alten und von neuen Projekten, vom Fortschritt einzelner Bachelor- und Masterarbeiten, von einem neuen Aufsatz und vom erstmals vergebenen Christa und Gerhard Wolf-Förderpreis. Eigentlich aber wunderte ich mich jede Minute unseres Gesprächs über den so jungen und wachen Geist meines vierundneunzigjährigen Gegenübers, über diesen unfassbaren Literatur-Enthusiasmus, über die Ideen, die er in mir auslöste, die ansteckende Energie und Freundschaftlichkeit. Seine Art, in der Welt zu sein, wird mich begleiten. Eine „Herzenssache“ eben.

Und so hatte ich Gerhard Wolf im Juni 2015 vorgestellt:
GW ist ein Philologe alter Schule: Literaturkenner, Literatur- und vor allem Autorenförderer über Jahrzehnte, Redakteur, Lektor, Essayist, Drehbuchautor, Literaturhistoriker, Mentor und Herausgeber. Seine Aufsätze der 1980er Jahre in den Reclambänden von 1988 und 1992 enthalten Spuren für ganze Seminare auf seinen Pfaden: Wolf erklärte 1986 als einer der ersten innerhalb der DDR die weitgehend ungedruckte experimentelle Lyrik von Papenfuß, Döring, Faktor, Koziol und Kolbe in einem ausführlichen Vortrag. Er zitierte die damals offiziell ungedruckten Texte betont ausgiebig – und sein Reclambändchen Wortlaut Wortbruch Wortlust von 1988 war sofort vergriffen. Dieser Band zeigt GW tatsächlich „im Dialog mit Dichtung“, wie sein Untertitel verheißt, es ist eine wunderbare Methodenschule für literaturhistorische Quellenkunde und für den feinsinnigen und pointiert urteilenden Umgang mit Lyrik. Lesen Sie seinen Aufsatz von 1981 „Brecht liest Bachmann“! Wie er darin sowohl Brechts als auch Bachmanns Poetik gerecht wird! Wie er Brechts respektlosen Umgang mit den Gedichten der jüngeren Kollegin (dem Band Die gestundete Zeit von 1953) auf die Schippe nimmt und zugleich anhand der Brechtschen Streichungen dessen poetische Perspektive darauf erklärt:
„Man kann es sich nur schwer versagen, nicht polemisch zu reagieren, wenn man ansehen muss, wie hier ein Dichter mit einer Dichterin verfährt. Aber die Literaturgeschichte bietet zahlreiche ominöse Beispiele dafür, wie schwierig es ist, dass ein Gestirn das Leuchten eines anderen wirklich wahrzunehmen vermag und es als Licht erkennt. Man lese Schillers Korrektur zu Hölderlins Gedicht ‚An die klugen Rathgeber’, und man weiß genug. Brecht sah sich nach seinem Selbstverständnis in der Rolle eines solchen Ratgebers, in der ihm angetragenen und längst respektierten Mission des Lehrers, der allein weiß, wie ein Gedicht zu sein hat. Da war der Rotstift gleich bei der Hand. [...] Brechts extrahierende, apodiktische Redaktion schärft unser Empfinden und Bewusstsein für das Parlando der frühen Poesie von Ingeborg Bachmann, für die Schönheiten und Übersteigerungen ihres metaphorischen Sprechens, ihrer Emotionen, ihrer Sinnlichkeit, die sich in ihren ‚ausschweifenden’ Versfolgen offenbart [...].“
Das ist die Dialektik des Literaturhistorikers Gerhard Wolf. Eine Vorliebe für die Unangepassten und Kantigen unter den Dichtern scheint sich durch sechs Jahrzehnte Literaturengagement zu ziehen: Wolf schrieb über Fürnberg, Bobrowski, Hölderlin, Kleist und die Romantiker, über Arendt, Maurer, Sarah Kirsch und Morgner. Die von ihm herausgegebenen Anthologien schrieben die Geschichte der Lyrik der DDR entscheidend mit, das gilt für die erste von 1959 Sagen wird man über unsre Tage ebenso wie für die Erich-Arendt-Gesamtausgabe ab 1995. Wolf entdeckte uns zusammen mit de Bruyn in den 1980er Jahren den Märkischen Dichtergarten wie er in den sechziger Jahren zu den frühen Förderern einer Elke Erb, eines Karl Mickel, Volker Braun oder Adolf Endler gehört hatte.
Wie wurde Gerhard Wolf zur „Instanz“ für Dichter:innen? 1928 in Bad Frankenhausen geboren, wurde er 1944-45 noch als Flakhelfer eingesetzt. Die Abiturprüfung konnte er erst nach der Rückkehr aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft ablegen. Unmittelbar darauf arbeitete er ab 1947 als „Oberschulhelfer“ und begann 1949 in Jena Germanistik und Geschichte zu studieren. Nun kommt Christa Wolf ins Spiel: Nach der Heirat 1951 und der Geburt der ersten Tochter entschied das studierende Paar, einer von beiden müsse nun erst einmal den Unterhalt für die Familie verdienen. So wurde er Rundfunkredakteur in Leipzig und Berlin. Mitte der 1950er Jahre beendete er dann das unterbrochene Studium an der HU. Er arbeitete als Lektor im Mitteldeutschen Verlag, später im Aufbauverlag, wo er die außergewöhnliche Reihe „Außer der Reihe“ durchkämpfte. Die ging aber 1988/89 in den Wirren der historischen Ereignisse weitgehend unter und 1990 wurde der Zweiundsechzigjährige zum „Jungverleger“: über seinen kleinen feinen Verlag JanusPress wird er heute auch sprechen. Zumindest erwähnt sei zum Schluss, dass ihm sein aufrechter Gang nach der Biermann-Ausbürgerung 1976 einen Parteiausschluss bescherte.
Seine große Belesenheit, die er nie herausstellt, sein verlegerischer Mut zum Experiment, seine sichere Hand für poetische (und bildkünstlerische!) Qualität, die unendliche Dialogbereitschaft - das alles sind Charakterzüge, die Gerhard Wolf zu einer Autorität unter Intellektuellen gemacht haben. "Du bist nun mal unentbehrlich für jede ernstere Arbeit", schrieb Volker Braun seinem Kritiker 1971.
Birgit Dahlke
8. Februar 2023

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Gerhard Wolf bei einem unserer Besuche 2017 in seiner Pankower Wohnung. Bild: Ralf Klingelhöfer

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* Über Christa Wolf und ihre Erzählung "Kassandra", die in diesen Tagen von erschreckender Aktualität ist - ein Gespräch im Literatur-Podcast "Auf ein Buch" von Sebastian Aufdemkamp vom 23. Februar 2022:  

https://aufeinbuch-literaturpodcast.de/bonus-folge-interview-mit-dr-birgit-dahlke/

 

 

 

Vergangene Veranstaltungen:

 

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3. November 2022 

Lebendigkeit eines Buchs. Eine Spurensuche an Christa Wolfs Vorleseexemplaren. Vorstellung einer künstlerischen Foto-Dokumentation

Alina Mohaupt und Nina Marietti, Studentinnen der deutschen Literatur, machten sich im Rahmen eines Praxisseminars im SOSE 2022 ein Semester lang auf Spurensuche in der Privatbibliothek Christa und Gerhard Wolf. Sie entdeckten nicht nur die persönlichen (Vor)Lese- und Gebrauchsspuren Christa Wolfs, sondern auch zur öffentlichen Lesung offensichtlich bevorzugte Ost- und West-Ausgaben von Der geteilte Himmel, Nachdenken über Christa T. und Kassandra. Im fotokünstlerischen Experiment um die Materialität eines Buchexemplars stießen sie auf inspirierend neuartige Fragen: Was ist eigentlich ein Buch? Wie altert es? Hat es eine „Biographie“? Was erzählen Risse, Knicke, Flecken? Bücher mit den meisten Gebrauchsspuren sind nicht unbedingt die ältesten. Wie interagiert Papier mit Papier? Eine ganze Welt hat sich ihnen aufgetan, schon wenn sie ein einziges Buch der Sammlung in die Hand nahmen. Ihre Entdeckungen präsentierten sie uns in drei Rubriken: PAPIER - BUCH - TEXT. Die so entstandenen kunstvollen Fotografien laden ein zu einem Deutungsspiel.

 

 

31.5.2022

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* Poesie-Konzert mit Zhenja Oks. Der in Odessa geborene Student am Institut für deutsche Literatur sang von ihm vertonte Poesie. Als Musiker schöpft Zhenja Oks aus Werken von Autor:innen verschiedenster kultureller Hintergründe und politischer Epochen. Wortstarke Vergessene stehen ebenso im Zentrum seiner Aufmerksamkeit wie bekannte Dichter:innen: Gertrud Kolmar, Hilde Marx, Ossip Mandelstam, Marina Zwetajewa. Das Programm "Poesie im Osten. Im Osten Poesie" steht in der osteuropäischen Tradition „gesungener Poesie“. Es erklangen vertonte Gedichte auf Jiddisch, Ukrainisch, Russisch und in anderen Sprachen mit deutscher Übersetzung. 
 

* 7.7. 2022 Sonia Combe stellte ihr Buch Loyal um jeden Preis. Linientreue Dissidenten im Sozialismus (Ch. Links Verlag Berlin 2022) vor.
Anna Seghers, Bertolt Brecht, Stefan Heym, Jürgen Kuczynski, Paul Dessau, Max Schroeder und viele andere wurden wegen ihrer jüdischen Herkunft oder wegen ihrer kommunistischen Überzeugung im „Dritten Reich“ verfolgt und mussten Deutschland verlassen. Nach dem Exil wählten sie die Sowjetische Besatzungszone bzw. die DDR als Lebens- und Arbeitsort. Konflikte zwischen „Westemigranten“ und jenen, die aus der Sowjetunion zurückkamen, prägten die Geschichte der DDR. Viele der Exilierten trafen auf Verdächtigungen und Misstrauen, dennoch äußerten sie ihre Kritik an den Verhältnissen in der DDR selten öffentlich. Prägten sie damit auch die Folgegeneration Christa Wolfs? Welchen Preis zahlten sie für ihre Loyalität?
Sonia Combe ist assoziierte Forscherin am Centre Marc Bloch, Berlin.

 

 

 

 

 

 

 

Geschichte der Arbeitsstelle

Ausgangspunkt der am 1. April 2016 gegründeten Arbeits- und Forschungsstelle war die am 3. September 2015 erfolgte Schenkung der wertvollen und umfangreichen Privatbibliothek von Christa und Gerhard Wolf an die Humboldt-Universität. Die großzügige Schenkung verstehen wir als Verpflichtung, das Werk der Schriftstellerin Christa Wolf und des Verlegers, Herausgebers und Essayisten Gerhard Wolf lebendig zu halten und die Auseinandersetzung mit ihren Texten und ihrem öffentlichen Wirken weiterzuführen.
Die Arbeitsstelle initiiert Forschung, bündelt Lehrangebote und kooperiert insbesondere in ihrer Öffentlichkeitsarbeit mit der 2014 gegründeten Christa Wolf Gesellschaft (www.christa-wolf-gesellschaft.de).
 - Galerie der Privatbibliothek 2016-

Wie im Falle der am Institut bereits seit 2000 verankerten und als Heiner Müller Archiv/ Transitraum philologisch-editorisch genutzten Privatbibliothek Heiner Müllers handelt es sich bei der insgesamt ca. 330 Regalmeter Bücher, Bildbände, Lexika und Zeitschriften umfassenden Arbeitsbibliothek der Wolfs um eine autobiographisch und zeithistorisch bedeutende Sammlung. Mit ihr wird nicht nur ein Dokument der intellektuellen Biographie zweier Autor:innen des 20. Jahrhunderts öffentlich zugänglich, sondern auch das Erbe zweier Philolog:innen mit Bezug zur Universität. In mehreren Schritten fand der ca. 9000 Bücher umfassende Hauptsbestand der Sammlung in drei Räumen der Arbeitsstelle einen neuen Ort. Seit Dezember 2016 wurden kontinuierlich Bücherkisten aus dem Woseriner Sommerhaus und dem Pankower Souterrain in die HU transportiert. Abgrenzbare Teilbestände aus Christa Wolfs Woseriner Arbeitsbibliothek, ihre Vorleseexemplare, mehrere hundert Lizenzausgaben und die mehr als 900 Bände umfassende sogenannte "Wende-Sammlung" aus dem Souterrain am Amalienpark wurden allein bis 2020 verzeichnet und der Nutzung zugänglich gemacht. Ein Regal enthält Belegexemplare und Kataloge des von Gerhard Wolf 1990 gegründeten bibliophilen Kleinverlags janus press.      

Einen Eindruck von den frühen Phasen des Umzugs der Bücher in die HU finden Sie hier: - Umzug 2016ff. -

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Regalfächer "Psychologie" im Arbeitszimmer Christa Wolfs. Foto: Birgit Dahlke

Widmung Paul Parin an die Wolfs.jpg Foto: Ralf Klingelhöfer

 

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Regalfächer Anna Seghers im Arbeitszimmer Christa Wolfs. Foto: Ralf Klingelhöfer

 

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Widmung Fred Wander.jpg Foto: Ralf Klingelhöfer

 

Sattler Brief an GW.jpg Foto: Birgit Dahlke

 

 

 

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Lesespuren Christa Wolfs in den Tagebüchern Thomas Manns. Aus einem Vortrag Birgit Dahlkes vom November 2018: Lesespuren. Christa Wolf auf den Spuren des Exilanten Thomas Mann. Thomas Mann in der Privatbibliothek Christa Wolfs. Foto: Teresa Dahlke

 

 

 

 

Meilensteine

Im CW-Raum im Institut für deutsche Literatur in der Dortheenstarße 24 ist seit Januar 2017 eine Ausstellung über Leben und Werk Christa Wolfs zu sehen, eine freundliche Dauerleihgabe des Kurt Tucholsky-Literaturmuseums in Rheinsberg und seines Leiters Dr. Peter Böthig. - Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung vom 1.2.2017 -

Schon der Einzug der ersten Bücherkisten löste eine Vielfalt an Entdeckungen und Gedankenspielen aus: - Fundstücke -
Ein kleiner Text-Bild-Katalog, im Juli 2017 erschienen, stellt die Begegnung mit den ersten Vorboten der umfassenden Bibliothek vor.

Cover "verboten" .JPG Foto: Anke Jaspers

 

Exilbände Reihe 2.jpeg Foto: Anke Jaspers

 

Exilbände Reihe.jpeg Foto: Anke Jaspers

 

 

Auf Initiative des damaligen Vorstandsmitglieds der Christa Wolf Gesellschaft Julia Ketterer, langjährige Lektorin im Suhrkamp Verlag, verfügt die Arbeitsstelle über die oben erwähnte Sammlung internationaler Lizenzausgaben unterschiedlicher Werke Christa Wolfs in über 20 Sprachen.

 

Dank der Schenkung durch Gerhard Wolf sind seit Juni 2017 neun großformatige Blätter aus einer 1997 entstandenen Grafik-Mappe zu Christa Wolfs Prosatext Medea. Stimmen bei uns ausgestellt: Medea altera mit Arbeiten von Angela Hampel, Martin Hoffmann, Joachim John, Helge Leiberg, Gerda Lepke, Annette Peuker-Krisper, Nuria Quevedo, Helga Schröder und Günther Uecker (Format 56 x 42 cm).

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe Stadt - Land - Buch und in Kooperation mit der Prenzlauer Berger Buchhandlung Die Insel (Greifswalder Straße 41) und der Christa Wolf Gesellschaft fand am 9. November 2017 die erste öffentliche Führung in der Dorotheenstraße 24, Raum 3.509 statt. In lockerer Form wurde der Inhalt erster Bücherkisten vorgestellt und kommentiert und von Studierenden der AG "Christa Wolf Andernorts" aktuelle Projekte angekündigt:

Reihe 1. Veranstaltung November 2017 Bild b.jpg  Foto: Sonja Leinkauf

 

 

Ziele in Lehre und Forschung

Ziel der Arbeitsstelle ist es, das Werk von Christa und Gerhard Wolf lebendig zu halten, die Auseinandersetzung mit deren Texten, mit ihren Mentorschaften, deutsch-deutschen und internationalen Beziehungen und ihrem öffentlichem Wirken weiterzuführen und vor allem auch – gerade unter jüngeren Leuten - anzuregen. Darüber hinaus soll die Arbeitsstelle im Umfeld der Wolf-Bibliothek zur Plattform von über das Werk Wolfs hinausgehenden Forschungen zur Literatur im geteilten Deutschland werden.

 

AKTIVITÄTEN:

Zu den Aktivitäten der Arbeitsstelle gehören neben Seminaren mit Bezug auf das Werk der Wolfs seit Januar 2015 monatlich Lektüre-Treffen der studentischen Arbeitsgruppe „Christa Wolf Andernorts

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März 2015 Gründungsmitglieder der AG beim Treff in der Theaterbuchhandlung "Einar & Bert", wir diskutierten eine Inszenierung des Romans "Der geteilte Himmel" an der Schaubühne    

 

 

mit dem Onlineauftritt „Christa Wolfs Berlin" auf einem eigenen Blog (http://christawolf.berlin)...

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Lesung mit Regina Scheer in Kooperation mit der Buchhandlung "Die Insel"

 

 

 

... die öffentliche Veranstaltungsreihe "Die Arbeits- und Forschungsstelle Privatbibliothek Wolf lädt ein" und das Netzwerk Literatur im geteilten Deutschland (Website des Netzwerks; koordiniert von Dr. Anke Jaspers (Universität Graz) und Dr. Kathrin Sandhöfer-Klesen (Universität Freiburg); ligd-german@hu-berlin.de). Jeweils im Juli findet ein Sommerkolloquium statt:

Sommerworkshop 3 Bild 5.jpg Foto: Daria Kolesova

 

Auftaktworkshop war am 15. Juli 2016, zweiter Workshop am 14. Juli 2017, dritter am 19. und 20. Juli 2018 und vierter internationaler Sommerworkshop mit dem methodischen Schwerpunkt "Arbeit mit Quellen" am 11. und 12. Juli 2019. In diesem Rahmen hielt Dr. habil Anne Peiter (Universität La Réunion) den öffentlichen Vortrag: "Vom close reading zum closest reading. Überlegungen zum unverhältnismäßigen Umgang mit Quellen". Die folgenden Treffen mit dem Schwerpunkt Literatur im geteilten Deutschland heute (im In- und Ausland) lehren, die für den 2020 und 2021 geplant waren, mussten corona-bedingt verschoben werden. Der Sommerworkshop 2024 wird am 11. und 12. Juli 2024 stattfinden und die  Teilnehmenden direkt an die Bestände der Privatbibliothek heranführen. 

 

CHRONIK

unserer öffentlichen Veranstaltungsreihe “Die Arbeits- und Forschungsstelle Privatbibliothek Christa und Gerhard Wolf lädt ein“:

April 2015: wir diskutierten den ersten Teil der filmischen Dokumentation zur Geschichte der Privatbibliothek (Kamera, Schnitt, Montage Ralf Klingelhöfer)  

 

Juni 2015 (noch im Heiner Müller-Transitraum): Gerhard Wolf erzählte von der "Wende-Gründung" seines bibliophilen Verlags JanusPress 1990

 

GW zu Gast Juni 2015 4 .jpeg Foto: Marina Brafa


Juli 2015: wir sehen uns den ersten Teil der Dokumentation zur Geschichte der Privatbibliothek (Ralf Klingelhöfer) an

 

Oktober 2015: einige AG-Mitglieder fahren mit der CWG in den heute polnischen Geburtsort Christa Wolfs Gorzow zur Einweihung eines Denkmals für CW, AG-Mitglied Melina Milz hält einen Vortrag auf dem dt.-polnischen Kolloquium in der Bibliothek der Stadt

 

November 2015: wir organisieren innerhalb der fakultätsoffenen "Salonlektüren" den Abend zu Medea Stimmen  

 

Dezember 2015: wir sehen uns die rekonstruierte Fassung des um 1965 verbotenen Spielfilms "Fräulein Schmetterling" nach dem Drehbuch der Wolfs im Deutschen Historischen Museum an 

 

Dezember 2015: einige AG-Mitglieder besuchen Gerhard Wolf, um ein kollabiertes Bücherregal in seinem Arbeitszimmer wieder einzuräumen

 

Dezember 2015 und Februar 2016: wir besuchten und befragten den Literaturfotografen Gerald Zörner (gezett) zu Aspekten der von ihm im Bildarchiv der Literaturwerkstatt Pankow  dokumentierten Geschichte des Christa Wolf-Gesprächskreises ab 1989  

 

Januar 2016: Gabriele Heinz (Schauspielerin am Deutschen Theater Berlin) liest ihre Fassung von Medea Stimmen

 

Mai und Juni 2016: "Leseschule Kindheitmuster" mit der Doktorandin Ira Fiona Hennerkes


April 2016: Jan Faktor liest aus seinem 2006 erschienenen Roman Schornstein

 

September 2016: Anke Jaspers und Doreen Mildner verzeichnen den Bestand der Regale im Souterrain der Pankower Wohnung Gerhard Wolfs

 

November 2016: Ralf Klingelhöfer fährt mit mir nach Woserin. Wir dokumentieren den Bücherbestand in den Arbeitszimmern der Wolfs und transportieren erste Bücherkisten aus Nebenräumen des Sommerhauses

 

November 2016: die britische Biographieforscherin Prof. Dr. Chris Weedon stellt ihr Interviewprojekt zu 1989 vor

 

Januar 2017: Mitglieder der AG holen mit Ralf Klingelhöfer und mir weitere Woseriner Bücherkisten von Gerhard Wolf ab 

 

Januar 2017: Dr. Anne Peiter, Literaturwissenschaftlerin der Universität Réunion begibt sich während ihres DAAD-Aufenthalts auf Entdeckungsreise in unserem ersten Bestand (Ergebnsi ist der Essay "Schnitzeljagden im Dunkel" in der ersten Broschüre der A-Stelle (vgl. den Link "Fundstücke" oben)

 

Februar 2017: fachliche Beratung mit der Leiterin der Bibliothek der Akademie der Künste 

 

Februar 2017: wir diskutieren die innere Verwandtschaft zwischen Nachdenken über Christa T. (1968) und dem Bestseller ihrer Nachdichterin Anita Raja/Elena Ferrante Meine geniale Freundin (dt. 2016) 

 

Mai 2017: wir diskutieren mit Sabine Wolf, Archivarin und Herausgeberin des Briefbandes Man steht sehr bequem zwischen allen Fronten (2016) den Arbeitsprozess der Auswahl und Edition des Bandes

 

Juni 2017: Film-Interview mit Gerhard Wolf zu Bobrowski

 

Juni 2017: Textdiskussion von Briefen aus dem Band von 2016

 

Oktober 2017: Transport weiterer Umzugskisten  

 

Oktober 2017: Textdiskussion von Briefen aus dem Band von 2016, es entsteht die Idee eines Lese-Flashmobs in der Berliner S-Bahn

 

November 2017: Umzug der JanusPress-Kisten aus dem Pankower Souterrain

 

Dezember 2017: erste konzeptionelle Überlegungen zu einer CW-Ausstellung/ Vorbereitung der Textauswahl für den Flashmob

 

Januar 2018: wir diskutieren Christa Wolf - Lew Kopelew. Sehnsucht nach Menschlichkeit. Der Briefwechsel 1969-1997 (Steidl 2017) mit der Herausgeberin Dr. Tanja Walenski

 

Februar 2018: die langjährige Aufbau-Verlags-Lektorin Angela Drescher. Doreen Mildner befragt sie nach Erfahrungen im Verlag, zu Praxen der Begutachtung und Zensur und zu Publikationsgeschichten von ihr betreuter Buchprojekte, darunter vieler Christa Wolfs.

 

Februar 2018: Interview mit Gerhard Wolf zur Geschichte seiner nicht realisierten Anthologie der Lyrik im Exil  


Februar 2018: Dr. Christoph Joseph Ahlers, Sexualwissenschaftler und klinischer Sexualpsychologe, seit zwanzig Jahren an der Charité und in eigener Praxis für Paarberatung und Sexualtherapie tätig stellt sein Buch Himmel auf Erden und Hölle im Kopf. Was Sexualität für uns bedeutet (2015) vor - Veranstaltung zusammen mit dem Seminar "Mutter- und Vatertexte der Gegenwart"  

 

April 2018: Annette Simon, Psychoanalytikerin und Tochter Christa und Gerhard Wolfs, stellt ihren einflussreichen Essayband Bleiben will ich, wo ich nie gewesen bin. Versuch über ostdeutsche Identitäten (2009) vor.  - Mit der Buchhandlung "Die Insel"

Veranstaltung mit annette Simon 2018.JPG  Foto: Sonja Leinkauf

 

 

Mai 2018: Stadtspaziergang auf den Spuren Christa Wolfs -  in fünf Stationen nach dem von Mitgliedern der studentischen AG „CW Andernorts“ erarbeiteten Plan auf dem AG-Blog. Mit Interessierten der Buchhandlung "Die Insel“

Stadtspaziergang Mai 2018 10.jpeg Foto: Marina Brafa

 

Mai 2018: die Musikerin und Musikwissenschaftlerin Dr. Katrin von Briceno, Universidad de las Artes/UNEARTE - Música, Caracas - Venezuela stellt volksmusikalische Traditionen vor

 

Juni 2018: DEFA-Film Eulenspiegel (1974 nach dem Drehbuch der Wolfs) mit Eulenspiegel-Seminar Scheuer/Dahlke

 

Juli 2018: Ira Hennerkes, Doktorandin am Selma Stern Zentrum für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg, stellt den Briefwechsel zwischen Christa Wolf und der als Jüdin 1933 ins Exil getriebenen Ärztin und Psychologin Charlotte Wolff 1983 bis 1986 vor.

 

Juli 2018: Dr. Petra Hardt spricht über ihre jahrzehntelange Arbeit als Leiterin der Abteilung Rechte und Lizenzen im Suhrkamp-Verlag (auch das Werk CWs betreuend) und 2017-2019 Mitglied im Vorstand der Christa Wolf Gesellschaft

 

September 2018: „Schätze heben“. Vorstellung der Arbeitsstelle für die Genderbibliothek des Zentrums für Transdisziplinäre Geschlechterstudien aus Anlass des Starts des Digitalen Deutschen Frauenarchivs in der Staatsbibliothek

 

September 2018: Umzug weiterer Woserin-Kisten aus dem Arbeitszimmer Christa Wolfs

 

Oktober 2018: Zweiter Stadtspaziergang "Berlin auf den Spuren Christa Wolfs"
Mit Emma Ulrich, Daria Kolesova, Katharina Hackl und  Marina Brafa von der studentischen AG "Christa Wolf Andernorts" an der HU. In Kooperation mit der Buchhandlung Die Insel

Stadtspaziergang Mai 2018 14.jpeg Foto: Marina Brafa

 

Oktober 2018: Unter der Rubrik "Vierte Generation Ost" ist Paula Fürstenberg, Master-Studentin der neueren deutschen Literatur und Autorin des Romans Familie der geflügelten Tiger (2016, Taschenbuch 2018) zu Gast. Ihr Essay über die Perspektive ihrer Generation auf die Geschichte der DDR bildete den Ausgangspunkt für eine Diskussion vor allem Jüngerer. Auf Zeitonline vom 27. September 2018 ist ein interessanter Essay zu ihrer Lektüre von Christa Wolfs Ein Tag im Jahr zu lesen:

https://www.zeit.de/freitext/2018/09/27/christa-wolf-27-september/ 

 

November 2018: Lesung mit der Autorin Kerstin Hensel, moderiert von Dr. Ernest Schonfield (Universität Glasgow)

 

Januar 2019: Marlene und Dr. Anselm Hartinger geben Auskunft über ihre Sicht auf die Biographie ihrer Eltern, des Germanistenehepaars Hartinger. Welche biographischen Schlüsselerlebnisse gingen in deren Berufsverständnis ein? Wie politisch war ihre sich verändernde wissenschaftliche Perspektive? Wie kam es zur freundschaftlichen Nähe zwischen Literaturwissenschaftler_innen und Autor_innen in der DDR?

 

Februar 2019: Werkstatt-Lesung aus Medea. Stimmen mit der Theatermacherin Stephanie Manz

 

April 2019: Die Studentinnen Emma Ulrich und Daria Kolesova stellen ihre wissenschaftlichen Abschlussarbeiten im Umfeld der Arbeitsstelle vor Vorstellung BA-Arbeiten 25.4.2019 1.jpg  Foto: Ralf Klingelhöfer

 

Juni 2019: Alex Brown, University of Birmingham, Stipendiat der

Stiftung des Berliner Abgeordnetenhauses und Gast der Arbeitsstelle, spricht unter dem Titel "Bertolt Brecht: Marxist Poet Laureate or Dissident Intellectual?" über die Geschichte der Oppositionsbewegungen in der DDR und deren Historisierung nach 1990


Juni 2019: im Pergamonpalais stellen die Studentinnen Katharina Hackl, Elisa von Hof und Marina Brafa ihre wissenschaftlichen Studien im Umfeld der Arbeitsstelle vor (in Koop. mit Praxismodul und als zweiter Teil der neuen Reihe: Bachelor- und Masterarbeiten in der Diskussion)

 

November 2019: dritter Christa Wolf-Stadtspaziergang für Teilnehmerinnen einer Bildungsreise der BTU Cottbus-Senftenberg, Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung, Fachgebiet Regionalplanung

 

November 2019: Lesung mit Steffen Mensching aus seinem 2018 erschienenen Roman Schermanns Augen

 

Februar 2020: Buchvorstellung und Lesung aus dem gerade erschienenen Porträt:
Birgit Dahlke: Christa Wolf (1929-2011). Antifaschistin - Humanistin - Sozialistin. Würzburg: Königshausen & Neumann 2019. Moderation: Sieglinde Geisel, Kulturjournalistin und Gründerin des Magazins für Literatur und Zeitgenossenschaft Tell

 Coronobedingte Pause öffentlicher Veranstaltungen

* 22. Juni 2021 Umzug des Teilbestands der Privatbibliothek Wolf zur Wende 1989 aus dem Souterrain am Amalienpark in die Räume der Arbeitsstelle 

* 4. November 2021: 19.30 Uhr Buchvorstellung des Christa Wolf-Porträts bei "ProKiez" Berlin-Bötzowviertel in der Kurt Tucholsky-Bibliothek Esmarchstraße 18 

* 11. November 2021: studentische Lesung aus Gerhard Wolf: Herzenssache. Memorial. Unvergessliche Begegnungen (2020) im Rahmen der 13. Hans Werner Richter-Tage zum "Phänomen Freundschaft in Kultur und Literatur" zu Ehren des 10. Todestages Christa Wolfs vom 11. bis 13. November 2021 im Hans Werner Richter-Haus in Bansin/ Usedom    

* Mai 2022 Poesie-Konzert mit Zhenja Oks

* Juli 2022 Buchvorstellung Dr. Sonia Combe

* November 2022 Stadtspaziergang mit Marina Brafa und Emma Ulrich für 20 Teilnehmerinnen der Bildungsreise „FrauenPower“ (organisiert von BTU Cottbus - Senftenberg, Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung, Fachgebiet Regionalplanung)

* November 2022 Präsentation der Foto-Dokumentation zu CWs Vorlese-Exemplaren von Alina Mohaupt und Nina Marietti, Ergebnis des  Praxisseminars im SOSE 2022 

* Dezember 2022 Teilumzug Lyriksammlung aus dem Souterrain am Amalienpark

* April 2023 Verzeichnung der in beiden Arbeitszimmern versammelten 6000 Bücher am Amalienpark

* Mai 2023 Umzug an die HU

* Mai 2023 Stadtspaziergang mit Marina Brafa und Emma Ulrich für Mitglieder der CWG sowie Studierende der HU

STadtführung CW Mai 2023.jpg
Bild BD

 

* Juni 2023 zwei Führungen für Besucher:innen der Langen Nacht der Wissenschaften

* November 2023 Führung für Teilnehmerinnen der Bildungsreise „FrauenPower“ (organisiert von BTU Cottbus - Senftenberg, Fakultät für Architektur, Bauingenieurwesen und Stadtplanung, Fachgebiet Regionalplanung)

 

FORSCHENDES LERNEN I (studentische Abschlussarbeiten und Praktika)

* Einen wichtigen Schwerpunkt der wissenschaftlichen Auseinandersetzung im Rahmen der Arbeitsstelle bilden verschiedene Formen forschenden Lernens. Initiiert und betreut von PD Dr. Birgit Dahlke entstehen seit dem Frühjahr 2016 wissenschaftliche Hausarbeiten sowie Bachelor- und Masterarbeiten im thematischen Zusammenhang der Arbeitsstelle: Max Böhner rekonstruierte 2017 in seiner BA-Arbeit den von 1971 bis 2011 andauernden Briefwechsel Christa Wolfs mit dem westdeutschen Psychotherapeuten und Professor für Psychiatrie Hans Stoffels; Katharina Hackl und Elisa von Hof erarbeiteten 2016 am Institut für Geschichtswissenschaften zwei Seminararbeiten zur Geschichte des Pankower Christa Wolf-Gesprächskreises; Emma Charlott Ulrich rekonstruierte 2018 in ihrer für den Humboldt-Preis nominierten BA-Arbeit die Geschichte der von Gerhard Wolf 1968 konzipierten und nie realisierten Anthologie „Exil - Deutsche Lyrik in der Emigration" im Aufbauverlag.

Marina Brafa schrieb 2019 ihre Master-Arbeit über das aus Zensurgründen abgebrochene Spielfilmprojekt "Fräulein Schmetterling". Daria Kolesova untersuchte 2019 den Umgang mit dem Thema Selbstzensur im Briefwechsel Christa Wolfs mit Efim Etkind, Raissa Kopelewa und Lew Kopelew. Sophie Meiners widmete ihre 2019 an der Freien Universität eingereichte Bachelorarbeit Christa Wolf als Leserin des Ethnopsychoanalytikers Paul Parin. Amanda Stewart verteidigte 2019 ihre im Rückgriff auf den von ihr während eines Praktikums detailliert verzeichneten "Woserin-Bestand" der Privatbibliothek sowie auf Materialien des Wolf-Archivs der Akademie der Künste Berlin entstandene Master Thesis "Christa Wolf as a Philosopher of Science. Reframing Wolf’s Representation of Science using Material Culture" an der University of Oxford. (Auszüge aus der Studie finden Sie in unserem Archiv Ergebnisse forschenden Lernens: Amanda Stewart 2019.)
Ronja Dierks verzeichnete in einem zweimonatigen Praktikum im Frühjahr 2019 einen Teilbestand des Pankower Arbeitszimmers Christa Wolfs. Gesche Beyer analysierte 2020 in ihrer Masterarbeit die Bedeutung des Gartens in der Prosa Christa Wolfs. Sabine Swoboda ging 2020 in ihrer Masterarbeit Spuren persönlicher und poetischer Beziehungen im literarischen Werk von Christa Wolf und Anna Seghers nach. Melina Milz untersuchte 2020 in ihrer Bachelorarbeit Christa Wolfs Erzählungen „Juninachmittag“ und „Sommerstück“. 2021 entstanden Studien Sergey Ovechkins zu „Kindheitsmuster“ und Nico Cläsgens zu „Nachdenken über Christa T.“. 2022: Masterarbeit Emma Ullrichs zu Nachkriegskonstellationen in der frühen DDR und Gerhard Wolfs Arbeit am Kanon der Exilliteratur (insbesondere zu Luis Fürnberg). 2023 Ronja Dierks: Ein Tag im Jahr als (autobiographisches) Textformat. 2024 Jiasheng Yang schreibt an seiner BA-Arbeit zu Störfall als "Friedensforschung", Alina Mohaupt hat ihre BA-Arbeit über Lektürespuren zu Kassandra (1983) und CWs Griechenland (Antike-)-Sammlung innerhalb der Privatbibliothek abgeschlossen.

 

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Einlagen in Bänden der Exilliteratur aus Woseriner "Kellerkisten" Foto: Anke Jaspers

 

Exilliteratur Einlage.jpeg Foto: Anke Jaspers

 

Für das „Museum im Aufbau Kleinmachnow“ (Projektleitung Sophie Schulz) plante eine Gruppe Studierender langfristig, unterschiedlichste literarische und außerliterarische Quellen zusammenzustellen, um zeithistorischen Spuren der Nachbarschaft von Christa und Gerhard Wolf und Maxie und Fred Wander im grenznahen Kleinmachnow zwischen 1962 und 1976 nachzugehen. Die Realisierung ist abhängig von der Entwicklung des Museums. Vgl.: www.kleinmachnow.de/museum

 

 

FORSCHENDES LERNEN II (Ausstellung)

* Von April 2018 bis Februar 2019 erarbeitete eine Gruppe von 15 Studierenden die von der Christa Wolf Gesellschaft initiierte AUSSTELLUNG "NEU CHRISTA WOLF LESEN". Sie wurde pünktlich zum 90. Geburtstag der Autorin am 18. März 2019 im Berliner Literaturhaus Fasanenstraße der Öffentlichkeit präsentiert. In Kooperation mit dem Grafiker Martin Hoffmann und unter meiner redaktionellen Leitung entstanden 14 Ausstellungsbanner (in der Größe 200 mal 85cm).

 

Ausstellung erste Schritte 3 Kopie.jpeg

(Frühjahr 2018, erste Schritte der Arbeit an einem der Banner)

Foto: Marina Brafa

Arbeit an der Ausstellung 1.jpg

(nächste Runde der Arbeit an der Textauswahl) Foto: Birgit Dahlke

Arbeit an der Ausstellung 3.jpg Foto: Birgit Dahlke

 

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Foto: Hania Siebenpfeiffer

(mehrtägiger Ausstellungs-Workshop mit Martin Hoffmann während der Semesterferien im September 2018)

Die über ein Jahr laufende Projektarbeit an den thematischen Bannern erfolgte zum Teil in Zusammenhang mit verschiedenen Lehrveranstaltungen, aber auch außerhalb des regulären Uni-Alltags.

Werkstatt in CW-Zimmer 26.1.2019.JPG    Foto: Daria Kolesova

(Martin Hoffmann und einige Student:innen des Ausstellungsteams während des zweiten mehrtägigen Workshops in den Semesterferien im Februar 2019 in der Pankower Wohnung Gerhard Wolfs. Die unmittelbare Nähe des Schreibtischs im Arbeitszimmer Christa Wolfs, persönliche Fotos und Gegenstände und ihre Bücher inspirierten die Studierenden natürlich besonders.)

 

Während ihres Erasmus-Aufenthalts als Gastwissenschaftlerin an der Arbeits- und Forschungsstelle Privatbibliothek Wolf im Mai 2018 beteiligte sich auch Dr. Anne Peiter von der Universität Rèunion begeistert an der Entwicklung der Ausstellungskonzeption.       

 

Zum Konzept:

Die dynamische Form der als Wander-Ausstellung angelegten Banner konzentriert sich bewusst darauf, die bekannte Autorin auf unerwarteten Wegen über ihre poetische Sprache, originäre Erzählweise und innovative Themensetzung vorzustellen, statt wie in vielen früheren Ausstellungen über ihre Biographie. In den Bannern werden überraschende Perspektiven auf eine vielfältige Literatur aus mehr als 50 Jahren ermöglicht. Die grafische Anordnung vermeidet Hierarchien und bietet stattdessen Anschlüsse sowohl für Eingeweihte als auch für Neulinge - vor allem Jüngeren will sie Zugänge zu einer komplexen Ästhetik ermöglichen.      

Die Banner (sogenannte Roll-Ups) können frei im Raum stehen und in wechselnder Reihung aufgestellt werden. Jedes präsentiert einen thematischen Schwerpunkt: „Christa Wolf in ihren Briefen“, „Christa Wolf international“, „Christa Wolfs ‚Moskau‘“, „Seite 90 zum 90.“, „Christa Wolf und der Film“, „Erste Sätze im Prosawerk Christa Wolfs“, „Der 27. September“, „Lesarten Ost und West“, „Medeas Stimmen“, „Kindheitsmuster als Text-Gewebe“, „Wer hörte Kassandra?“ und „Lesespuren“. Damit gibt es nicht nur Banner, die sich einzelnen Werken widmen, sondern auch intertextuell-übergreifende, welche überraschende Einsichten bieten: Was zeigt sich, wenn man jeweils einen Auszug aus Seite 90 eines Prosatexts zu einem Gesamttext zusammenstellt? Welche Vielfalt an „Stimmen“ ergibt der Blick auf die Briefschreiberin, die sich diversen Adressat:innen zuwendet? Wie veränderte sich Christa Wolfs Blick auf die Sowjetunion? Was ist so aufregend an einem ersten Satz? Warum braucht es mitunter 35 Anfänge, um einen Erzählgestus zu finden? Welche Lektüren finden in welchem Zusammenhang Erwähnung? Lassen sich Schlüsselworte in den über fünf Jahrzehnte reichenden Tagebucheinträgen zum 27. September entdecken? Unterscheiden sich westdeutsche und ostdeutsche Lesarten tatsächlich? Welche DEFA-Filme nach einem Drehbuch der Wolfs sind uns aufgrund der früh erfahrenen Zensur verloren gegangen? Wie liest sich der Buchtitel Kein Ort. Nirgends in 30 unterschiedlichen Sprachen und vor allem Schriften? Welche literarischen Formate fand die Autorin für sie lebenslang interessierende Gegenstände?    
Die Banner zeigen nicht einfach Werkausschnitte, sie spielen mit der Spannung zwischen Schrift und nichthierarchischer grafischer Anordnung und generieren durch unerwartete Zuordnung originäre Textfelder. Das Publikum wird Teil des Spiels: Wo jemand zu lesen und zu sehen beginnt, ist nicht vorgegeben. Einfache Orientierung wird gezielt unterlaufen und durch Ermutigung zu „wilder“ Lektüre abgelöst. Die Besucher_innen können von unten nach oben, von rechts nach links, diagonal oder quer lesen und wahrnehmen. Unerwartete Montagen und Kontraste führen zu Re-Kontextualisierungen, werfen Fragen nach Poesie und Geschichte, nach dem individuellen ästhetischen Weg Christa Wolfs auf. In einem Leporello-Beiheft zur Ausstellung, erarbeitet von Dr. Peter Böthig, finden Interessierte Informationen über das Leben der Autorin, in deutscher und englischer Sprache. 

Die Ausstellung wird jeweils von Lesungen, z.B. von der von Marina Brafa, Emma Charlott Ulrich, Daria Kolesova und Katharina Hackl erarbeiteten szenischen Textcollage "Und die Literatur?" und von öffentlichen Diskussionen begleitet.

Die Arbeit an der Ausstellung wurde gefördert von der Christa Wolf Gesellschaft, der Arbeitsgemeinschaft literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Suhrkamp Verlag, der HU Berlin, der DEFA-Stiftung und der Lottostiftung.

Bei Interesse, die 14 Banner in ihrer Gesamtheit oder auch in einer Auswahl bei Ihnen zu zeigen, wenden Sie sich bitte an unsere studentische Mitarbeiterin Alina Mohaupt unter der Adresse: wolfbib.idl@hu-berlin.de

Wir verleihen gern an interessierte Bibliotheken, Schulen, Universitäten, Galerien, Literaturhäuser, Theater, Goethe-Institute und ähnliche institutionelle Partner. 

Hier der Link zur Website des Grafikers Martin Hoffmann, auf der Sie sich die Ausstellungsbanner ansehen können:

Ansicht Ausstellung

 

Zu sehen war und ist die Ausstellung:

1. Vom 18. bis zum 27. März 2019 im Literaturhaus Fasanenstraße

Eröffnung 18.3.2019 Literaturhaus 2 mit GW, TW, Helene  Kopie.jpeg

(festliche Ausstellungs-Eröffnung pünktlich zum 90. Geburtstag Christa Wolfs am 18. März 2019 im Literaturhaus Fasanenstraße - hier zu sehen ist ein Teil des siebzehnköpfigen Ausstellungsteams mit Gerhard Wolf, Katrin Wolf und weiteren Angehörigen der Familie Wolf) Foto: Jan Fischer

 

2. Seit dem 11. Juni 2019 bis heute sind einige der 14 Banner in der Arbeitsstelle Privatbibliothek Wolf, Dorotheenstraße 24, Haus 3, 5. Etage im Foyer vor Raum 3.509 zu sehen

 

einige Banner stehend im Foyer des Instituts (Ralf Klingelhöfer)2019.jpg  Foto: Ralf Klingelhöfer

 

Eröffnung 25. April 2019 HU 1 Klingelhöfer.jpg

(ein Teil des Ausstellungsteams während der Vorstellung der Ausstellung an der HU im Foyer des Instituts für deutsche Literatur im März 2019)

   Foto: Ralf Klingelhöfer

Eröffnung 25.4.2019 HU 8 Klingelhöfer.jpg  Foto: Ralf Klingelhöfer

 

 

Eröffnung 25.4.2019 HU 7 Klingelhöfer.jpg Foto: Ralf Klingelhöfer

 

Eröffnung 25.4.2019 HH 9 Klingelhöfer.jpg Foto: Ralf Klingelhöfer

 

 

3. Vom 13. mit Vernissage bis 26. Mai 2019 mit Finissage in der Lettrètage Berlin Kreuzberg (Mehringdamm 61)

 

4. Vom 18. Juni bis 5. Juli 2019 im Atrium des Pergamonpalais im Universitätsgebäude Georgenstraße 47 (mit einer Abendveranstaltung am 25. Juni um 18 Uhr, auf der zwei studentische Projekte vorgestellt werden: Katharina Hackers und Elisa von Hofs Studie zur Rekonstruktion der Geschichte des Gesprächskreises Christa Wolfs von 1989 bis 2004 und Marina Brafas Masterarbeit zu Christa und Gerhard Wolfs be- und verhinderten Filmprojekten.) 

Pergamonpalais Sommer 2019  Kopie.jpeg

Foto: Sonja Leinkauf

 

5. Zur Langen Nacht der Wissenschaften an der HU am 15. Juni 2019 von 17 bis 22 Uhr im Foyer vor der Arbeitsstelle Privatbibliothek

6. Vom 15. Oktober bis 4. November 2019 im Foyer des Berliner Jacob- und Wilhelm Grimm-Zentrums

7. Ab 5. Dezember 2019 in der Luxemburgstiftung Berlin (Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin). Ausstellungseröffnung am 5.12. 2019 mit Einführung...

Ausstellungseröffnung LUX 5.12.2019 2.jpg Foto: Ralf Klingelhöfer
 

...und Lesung aus Christa Wolf. Antifaschistin. Humanistin. Sozialistin (2019 im Verlag Königshausen & Neumann)

Buchpremiere BD in LUX 5.12.2019.jpg Foto: Ralf Klingelhöfer

Den Flyer zur Veranstaltung finden Sie hier:http://www.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/6NH2R/neu-christa-wolf-lesen/

 

 

* Im Oktober 2019 in der Sächsischen Landesbibliothek Dresden,

* im November 2019 in der Evangelischen Akademie Sachsen-Anhalt in WittenbergZum Programm der Tagung

Wittenberg November 2019 Kopie.jpeg

(Mitglieder des Ausstellungsteams mit PD Dr. Eva Harasta, Studienleiterin der Evangelischen Akademie Wittenberg, Ruth Misselwitz/ Pfarrerin a.D. und Mitglied im Vorstand der Christa Wolf Gesellschaft, Sonja Leinkauf/ Mitglied im Vorstand der CWG, Prof. Dr. Astrid Köhler/ Queen Mary University London und Autorin Paula Fürstenberg im November 2019 in Wittenberg)

 

* Die Stadtbibliothek "Ulrich Plenzdorf" in Seelow zeigte die Ausstellung vom November 2021 bis Ende März 2022. Als Finissage fand zum 93. Geburtstag Christa Wolfs am 18. März 2022 eine Lesung und ein Gespräch Volkmar Bienecks mit Birgit Dahlke, mit musikalischer  Umrahmung durch Heike Mildner statt.

 

 

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Bild: Volkmar Bieneck
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Bild: Volkmar Bieneck

 

* Die Pankower Janusz-Korczak-Bibliothek zeigte die Ausstellung von Dezember 2021 bis Ende Januar 2022 zu den üblichen Öffnungszeiten der Bibliothek. Die Vernissage mit szenischer Lesung aus Gerhard Wolfs Essay Herzenssache am 7.12. 21 musste leider coronabedingt ebenso abgesagt werden wie die für den Januar 2022 geplante Lesung aus dem Christa Wolf-Porträt. 

* Februar bis April 2022 in der Bettina-von-Arnim-Bibliothek Pankow

* Juli und August 2022 in der Seniorenresidenz Augustinum in Kleinmachnow

* Dezember 2022 bis März 2023 im Willi Brandt-Haus Lübeck, organisiert vom Evangelischen Frauenwerk Lübeck-Lauenburg (mit Führung durch Martin Hoffmann und Gespräch mit Katrin Wolf)

* Februar/ März 2023 im Sportgymnasium Dresden, organisiert vom CWG-Mitglied Andrea Ehrli

* 18. März bis 31. März 2023 im Foyer im Dorothee Sölle Haus Hamburg, organisiert vom Frauenwerk der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland in Verbindung mit dem Frauenbildungswerk DENKtRÄUMe. Am 18. März 2023 findet eine Veranstaltung aus Anlass des 94. Geburtstags der Autorin mit Katrin Wolf und Martin Hoffmann statt:    

https://ida-dachverband.de/aktuelles/termine/2023/neu-christa-wolf-lesen

* April 2023 Universität Rijeka/ Kroatien (auf Initiative von Prof. Carsten Gansel und in Kooperation mit Prof. Dr. Petra Zagar-Sostaricim)

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Gansels Einführung in die Ausstellung am 14. April 2023 an der Philosophischen Fakultät der Universität Rijeka wurde von Studierenden simultan ins Kroatische übersetzt.

 
* im Mai 2023 wurde die Ausstellung an der Universität Ossijek/ Kroatien gezeigt (Vermittlung und Organisation Carsten Gansel)

 

* Mai 2023: auf Initiative der Kaspar Hauser Stiftung wurde das zweite Exemplar unserer Ausstellung im Mai im Rahmen der Woche zum „Fest der Nachbarn“ in Berlin Pankow gezeigt (Grußwort zur Eröffnung am 22.5.23 Birgit Dahlke)

* Oktober, November 2023: Universität Zagreb

* November 2023 bis Februar 2024 im Frauenzentrum Lila Villa in Chemnitz (mit Lesung BD am 20.2.24)

* außerdem in Planung für 2024:

Mai 2024 bücherraum f und Pestalozzi-Bibliothek in Zürich. Vernissage mit Katrin Wolf und Karin Aleksander am 6. Mai

Gymnasium Luisenstift in Radebeul

Literaturhaus Leipzig

Universität Jena

Literaturhaus Magdeburg

Universität Stettin

 

 

 

FORSCHENDES LERNEN II (Exponat für das Humboldt Forum 2020)

 

Arbeit am Exponat Humboldt Forum 2019 Kopie.jpeg

Foto: Birgit Dahlke

Im 600 Quadratmeter großen Hauptsaal der Auftaktausstellung des Humboldt Labors im Berliner Humboldt Forum mit dem Motto „Nach der Natur“ ist seit dem 20. Juli 2021 auch ein Exponat der Arbeits- und Forschungsstelle Christa und Gerhard Wolf zu sehen. Als moderne Wunderkammer versammelt die Ausstellung Forschungsansätze zu aktuellen Fragestellungen und setzt sie in Beziehung zu Positionen aus der Geschichte der Wissenschaften.

Ein studentisches Team (Ronja Dierks, Daria Kolesova, Helena Schubert, Emma Charlott Ulrich, Leonie Wieschollek, Serah Ebcinoglu) erarbeitete unter meiner Leitung ab Oktober 2019 ein überdimensioniertes begehbares Buch mit dem Titel "Poesie der Kritik“. Ausgehend von Christa Wolfs Roman Störfall (1987) sowie ihren Frankfurter Vorlesungen zu Kassandra (1983) nimmt das Team Stellung zu patriarchalen Zügen der Wissenschaften in Geschichte und Gegenwart.   
Mit Störfall reagierte Christa Wolf auf den Reaktor-Unfall von Tschernobyl. Nach einer Explosion im sowjetischen Kernkraftwerk am 26. April 1986 zog eine radioaktive Wolke über Europa hinweg. Als „DIE NACHRICHT“ die Ich-Erzählerin in ihrem mecklenburgischen Sommerhaus erreicht, drängen sich ihr die Widersprüchlichkeiten wissenschaftlichen „Fortschritts“ ins Bewusstsein. Wolf reflektierte damit den Wissenschaftsbetrieb in Zeiten des Kalten Kriegs. Die Studentinnen der Literatur stellen sich mit ihrem Projekt in diese Tradition. Mit Christa Wolf fragen sie nach den Protagonist*innen der Wissenschaften: Wen vertreten Expert*innen? Wer betreibt Wissenschaft? Wer redet mit? Was kommt in der Sprache der Spezialist*innen nicht vor?
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Die gesamte Auftaktausstellung "Nach der Natur" im ersten Obergeschoss des Humboldt Forums ist seit dem 20. Juli 2021 für drei Jahre zu sehen. Unser Exponat trägt den Titel "Störfall". Sie finden es im hinteren rechten Viertel der Ausstellung. 

Aktuelle Informationen finden Sie hier: https://www.humboldt-labor.de/de

 

 

FORSCHENDES LERNEN III (Praxisseminare 2021 bis 2023)

Hörstück der Privatbibliothek Christa und Gerhard Wolf

Emma Ulrich: "Im Sommersemester 2021 näherten wir uns theoretisch und praktisch einer Form an, die im letzten Jahrzehnt an Popularität gewonnen hat, dem Podcast. Im von Frau Dr. Dahlke angebotenen Seminar lauschten wir verschiedenen Formaten, ergründeten Vorlieben und Abneigungen, verglichen Jingles, Pausen und Versprecher bestehender Podcasts, versuchten Rhythmik und Schemen einzelner Sendungen zu verstehen. All dies mit der Absicht, am Ende des Semesters einen akustischen Einblick in die Arbeitsstelle Christa und Gerhard Wolf zu produzieren. In sehr freier, sehr assoziativer Weise entstand schließlich dieser Podcast, der eigentlich eher ein Hörstück ist. Geschrieben haben es Stefan Geisler und Emma Charlott Ulrich, die zwei der drei Stimmen sprechen. Lynn Kelders spricht die dritte Stimme. Die Stimmen sind bewusst nur als „Stimmen“ bezeichnet, da sie keine Rollen im klassischen Sinne sind, sondern Assoziationsräume darstellen. Den Autor:innen war es wichtig, verschiedene Standpunkte, Denkweisen und Fakten aneinanderzureihen. Dieses Verfahren wurde auf ein zunächst theoretisch-philologisch anmutendes Thema angewendet: „Bücheraufstellungen“. Das Thema erwies sich, je weiter die Erarbeitung des Hörstücks voranschritt, als Assoziationsraum mit großen Freiheiten. Nicht allein die philologische Arbeit der Arbeitsstelle Christa und Gerhard Wolf sollte im Mittelpunkt stehen, sondern auch das haptische Erleben eines Bibliothekskorpus."
 
Folgen Sie dem Link zur Seite der Christa Wolf Gesellschaft und lauschen Sie dem Hörstück: https://christa-wolf-gesellschaft.de/aphu/

 

 

Künstlerische Fotodokumentation

Im Sommersemester 2022 gingen die Teilnehmer:innen des aktuellen Praxisseminars daran, Lese- und Gebrauchsspuren von Teilbeständen der Privatbibliothek fotodokumentarisch zu erkunden. Es entstanden u.a. die Fotokunstdokumentation "Lebendigkeit eines Buchs. Christa Wolfs Vorlesexemplare" von Alina Mohaupt und Nina Marietti, eine Bilddokumentation zur Sammlung russischsprachiger Lizenzausgaben Christa Wolfs von Polina Krasilnikova und die Fotobroschüre "Spuren des Krieges" von Jiasheng Yang. Die besten Ergebnisse wurden mit Unterstützung der Christa Wolf Gesellschaft gedruckt.        

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Im SOSE 2023 gingen wir im Rahmen eines Praxisseminars daran, unsere so beliebte und über die Jahre stetig angereicherte Stadtführung "Berlin auf den Spuren Christa Wolfs" auszubauen. Längerfristig streben wir die Produktion einer Publikation mit Text, Fotos und Karten an. Seit Dezember 2023 ist die Audiofassung, verantwortet und erarbeitet von Emma Ulrich und Marina Brafa, nun online anzuhören:

https://christa-wolf-gesellschaft.de/projekte/#audiowalk

 

Im WS 23/24 erkundeten Teilnehmer:innen einer Übung Widmungen im Bestand der sogenannten "Wendesammlung". Es entstanden 10 kürzere kommentierte Fotodokumentationen.

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UNSERE GÄSTE

* November 2016: Biographieforscherin Prof. Dr. Chris Weedon (GB)

* Oktober, November 2018: Dr. Ernest Schonfield (Universität Glasgow), DAAD- finanziert

* Im Rahmen der Joint PhD applications mit dem King's College London schrieb Yejun Zou, betreut von Dr. Catherine Smale (London) und PD Dr. Birgit Dahlke, die 2019 erfolgreich verteidigte Dissertation „Socialist Feminism: Comparative Studies of The Work of Christa Wolf and Ding Ling”.

* Mai und Juni 2019: Alex Brown (University of Birmingham), Doktorand mit Stipendium der Stiftung des Berliner Abgeordnetenhauses

* Juli 2019: Dr. habil Anne Peiter (Universität La Reunion), DAAD-Gastdozentin

* Oktober 2021: Dr. Benedicte Terrice (Universität Nante), DAAD-Forschungsaufenthalt

* Mai 2022 Dr. Anja Rothenburg, Universität Valencia (Erasmus-Dozentenaustausch)

* August 2022: Grace Sparapani, Graduate Student (University of Texas at Austin) 

* September 2022: Kathleen Ibe, Ph.D. Student (University of Minnesota)

* Oktober 2022: schon zum dritten Mal sind 23 Teilnehmer:innen einer von der BTU Cottbus-Senftenberg organisierten Frauenbildungsreise bei uns zu Gast.  

* Dezember 2022 Dr. Maximo Hernan Mena (im Postdoc-Programm Coimbra an der Universität Jena/ National University of Cordoba, Argentinien) 

* Juni 2023 in Vorbereitung auf einen längeren Forschungsaufenthalt im Winter 2023/24 Charlotte Mencke, Ph.D. Candidate, Political Theory, Northwestern University in Chicago

* Juni 2023 Erasmus-Gastaufenthalt PD Dr. Anne Peiter (Universität La Réunion)

* Juni 2023 Prof. Dr. Cheryl Dueck (Univ. of Calgary)

* Juli 2023 Dr. Vanessa Berry (Univ. Sidney); Dr. Bryan Norton (Stanford University); Prof. John Hamilton und Prof. Lisa Parkes (Harvard University)

* Oktober 2023 Marieke Krajenbrink (Universität Limerick); Sulagna Mukhopadhyay (Übersetzerin von "Der geteilte Himmel" ins Bengalische); Kathrin Schmidt (Autorin) 

* Januar 2024 Marie Eisenmann und Aron Boks (der während der Arbeit an seiner Familienbiographie "Nackt in die DDR. Mein Urgroßonkel Willi Sitte ..." (2022) u.a. auch Gerhard Wolf befragt hatte. Sein Buch ist heute im GW-Raum zu finden.)  

* Juni/ Juli 2024 PhD-Kand. Ida Svingen Mo, Universität Kopenhagen

 

DOKUMENTATION

* In Zusammenarbeit mit dem Kameramann Ralf Klingelhöfer (www.ralf-klingelhoefer.de) entstand eine vierteilige filmische Interview-Dokumentation, worin Gespräche mit Gerhard Wolf zu sehen sind. Vor den Regalen seines Arbeitszimmers sowie denjenigen im Arbeitszimmer Christa Wolfs spricht Gerhard Wolf anhand von Beispielen über die Geschichte einzelner Exemplare und Sammlungsschwerpunkte, erklärt Hintergründe von Widmungen und erläutert Anstreichungen und Einlagen in Büchern. Natürlich kommt dabei stetig seine Arbeit als Verleger, Essayist und Lektor zur Sprache.

 

 

SCHENKUNGEN

Zwei großformatige Fotografien der Wolfs und ihrer Bibliothek von Roger Melis, eine von Peter Böthig erarbeitete Ausstellung zu Leben und Werk Christa Wolfs als ständige Leihgabe des Kurt Tucholsky Literaturmuseums Rheinsberg und eine Ausstellung der von Gerhard Wolf geschenkten zu MedeaStimmen entstandenen Grafiken wecken immer neu das Interesse der Studierenden und Besucher:innen. Gerhard Wolf übergab uns ein Exemplar einer Grafikmappe mit ihm gewidmeten Arbeiten zu Natur und Landschaft. Zu unserem Bestand kamen die CW-Werkausgabe, sämtliche West- und Ost-Erstausgaben und weitere Lizenzausgaben hinzu, welche uns der Suhrkamp Verlag überließ. Michael Hartmann übergab uns 2018 zwei Briefe Christa Wolfs an das Literaturmuseum "Theodor Storm" in Heiligenstadt mit einem Statement von Stephan Hermlin. Michael Töteberg schenkte uns 2019 einen antiquarisch erworbenen Autographen: eine Leihkarte aus der Bibliothek des DDR-Schriftstellerverbands mit Ausleihdaten zu einem Band von Dos Passos. Christa Wolfs Unterschrift stammt von 1968. Die Restauratorin Wiebke Müller übergab uns im Juni 2023 zwei Ausgaben der von ihr mit-hg. Leipziger inoffiziellen Kleinstzeitschrift Anschlag (Heft IX/ 1987 und Heft X/ 1989).    

 

Anerkennung: Wir sind Teil der Sammlungen der HU

Im September 2018 wurde die Privatbibliothek offiziell in die zentralen Sammlungen der HU aufgenommen. Auf dem Sammlungsportal der HU werden einzelne Exponate der Privatbibliothek vorgestellt und kleine Einblicke vor allem in die mit der Arbeitsstelle verbundenen studentischen Aktivitäten gegeben:

http://www.sammlungen.hu-berlin.de/sammlungen/privatbibliothek-christa-und-gerhard-wolf/

Im "Sammlungsschaufenster" der HU in der Bibliothek des ehemaligen Tieranatomischen Theaters war von Oktober 2019 bis Juni 2023 ein Objekt von uns zu sehen: ein Exemplar von Thomas Manns Roman Doktor Faustus mit (von mir kommentierten) Lesespuren Christa Wolfs. 

 

BEIRAT

Seit September 2018 existiert ein ehrenamtlicher Beirat der Arbeits- und Forschungsstelle, dem ich jährlich Bericht erstatte. Im Dezember 2018 bestätigte der Institutsrat des Instituts für deutsche Literatur die Geschäftsordnung des Beirats und berief folgende Mitglieder: Dr. Constanze Baum (Institut für deutsche Literatur), Dr. Peter Böthig (Vorstandsmitglied der  Christa Wolf Gesellschaft/ Kurt Tucholsky Literaturmuseum), Annette Simon (für die Familie Wolf), Dr. Georgina Paul (St Hilda's College Oxford) und Prof. Dr. Steffen Martus (Institut für deutsche Literatur). 

 

 

 

 

 

 

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Foto: © gezett

PD Dr. Birgit Dahlke

birgit.dahlke@rz.hu-berlin.de

Humboldt-Universität Berlin
Sprach- und literaturwissenschaftliche Fakultät
Institut für deutsche Literatur
Dorotheenstraße 24
10099 Berlin
Tel.: 030/20939758 
Raum 3.544

Leiterin der Arbeits- und Forschungsstelle Privatbibliothek Christa und Gerhard Wolf an der HU

Mitglied im Vorstand der Christa Wolf Gesellschaft e.V.

 

 

Unterzeichnung der Schenkungsurkunde am 3. September 2015

Foto: Unterzeichnung der Schenkungsurkunde am 3. September 2015

 



 
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