Institut für deutsche Literatur

Institut für deutsche Literatur | Forschung | Archive und Forschungsstellen | Forschungsstelle Kulturgeschichte der Sexualität | Projekte | Aktuelle Projekte | Naomi Wilzig Collection – Eine Kunstsammlung zur Kulturgeschichte der Sexualität

Naomi Wilzig Art Collection – Eine Sammlung zur Kulturgeschichte der Sexualität"

Naomi Wilzig Art Collection – Eine Sammlung zur Kulturgeschichte der Sexualität“

Projektleitung: Hannes Hacke

 

Das fünfjährige Forschungs- und Ausstellungsprojekt, das von der Miss Naomi Art Foundation gefördert wurde, beschäftigte sich mit der Kunstsammlung der US-amerikanischen Sammlerin Naomi Wilzig (1934-2015). Seit 2018 kamen Teile der Sammlung als Leihgabe an die Humboldt-Universität, die unter der Leitung von Hannes Hacke an der Forschungsstelle dokumentiert, digital erfasst, ausgestellt und in der Lehre eingesetzt wurden.

Naomi Wilzig begann 1983 erotische Kunst zu sammeln und führte mehrere Reisen nach Europa durch, um Objekte zu erwerben. 2005 gründete und eröffnete sie das World Erotic Art Museum (WEAM) in Miami Beach, Florida, und präsentierte einen großen Teil ihrer Sammlung in einer Dauerausstellung. Die Sammlerin wollte erotische Kunst einer größeren Öffentlichkeit zugänglich machen und so Sexualität als einen bedeutenden Aspekt der Menschheitsgeschichte dokumentieren. Für ihr Engagement erhielt sie die Ehrendoktorwürde des "Institute for Advanced Study of Human Sexology" in San Francisco.

Die Sammlung umfasst mehr als 4.000 Objekte aus verschiedenen Epochen, Kontinenten und Kulturen und bietet eine gute Grundlage für die Erforschung kulturgeschichtlicher Themen wie Sexualität, Geschlecht, Liebe, sexuelle Bilder, Emotionen und Wünschen. Die Sammlung vermittelt Einblicke in verschiedene kulturspezifische Formen und Manifestationen von Sexualität in der Kunst. Sie ist vergleichbar mit der Sammlung, die der jüdische Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868-1935) in seinem Institut für Sexualwissenschaft in Berlin zusammentrug, bis dieses 1933 von den Nazis zerstört wurde.

Das Projekt stellte die Sammlung erotischer Kunst in einen neuen Kontext, indem es die Objekte als Quellen für eine Kulturgeschichte der Sexualität von der Antike bis zur Gegenwart betrachtete. Ziel war es, die Objekte und die Sammlungsgeschichte der wissenschaftlichen Forschung zugänglich zu machen, die Arbeit von Naomi Wilzig einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen sowie Formate des objektbasierten Lernens zur Sexualitäts-geschichte in der universitären Lehre zu entwickeln.

Grundlage dafür waren Kooperationen mit verschiedenen Berliner Museen wie dem Werkbundarchiv – Museum der Dinge, dem Bode Museum und dem Museum Europäischer Kulturen sowie mit internationalen Forschungseinrichtungen wie dem Kinsey Institute an der Indiana University in Bloomington, USA, und der Sexual Knowledge Unit an der Exeter University, UK.

 

Aktivitäten:


2017 realisierte die Forschungsstelle eine Ausstellung über Magnus Hirschfeld und sein Institut am WEAM in Miami, die eine Reihe von Fotos von Objekten aus Hirschfelds Institut zeigt. Die Tafelausstellung war eine Neufassung der  Ausstellung "Aus dem Museum der Leidenschaften", welche die Forschungsstelle 2015 an der Humboldt Universität realisierte.

 

 

2018 wurde die Ausstellung "Erotik der Dinge. Sammlungen zur Geschichte der Sexualität" gemeinsam mit dem Werkbundarchiv – Museum der Dinge realisiert. In der Ausstellung wurden mehr als hundert Objekte aus der Sammlung von Naomi Wilzig neben Objekten aus den Sammlungen der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868–1935) und Alfred C. Kinsey (1894–1956) gezeigt. Dabei werden die vorgefundenen Objekttypen mit weiteren Leihgaben und Exponaten aus dem Werkbundarchiv - Museum der Dinge sowie zeitgenössischen Kunstwerken ergänzt.

Zentrales Thema der Ausstellung war die Praxis des Sammeln „erotischer“ Dinge und deren unterschiedliche Klassifikation. Die Ausstellung kombinierte eine Kulturgeschichte der Sexualität innovativ mit der Geschichte der Alltagskultur des späten 19. Jahrhundert und des 20. Jahrhundert. Die Schau reproduzierte dabei nicht die Klassifizierungssysteme der SammlerInnen, sondern ordnete eine Auswahl von Objekten aus den Sammlungen nach neuen Kriterien. Die Ausstellung thematisierte die Erotisierung von Dingen als kulturelle Praxis und untersuchte die historisch kontingenten Unterscheidungen zwischen Sexualität, Erotik, Pornografie und Obszönität.


 

Im Januar 2019 fand in Kooperation mit der Sexual Knowledge Unit von der Universität Exeter, UK und mit Unterstützung des Bode Museums, Berlin der internationalen interdisziplinären Workshop "Sexuality at the museum: Pedagogical Conceptsstatt. Ausgehend von Objekten aus der Sammlung von Naomi Wilzig ging der Workshop auf die Frage ein, wie Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen sowie Alltags- und Designobjekte in der Vermittlungsarbeit in Museen genutzt werden können, um historische und aktuelle Konzepte und Normen von Sexualität und Geschlecht zu thematisieren.

 

Im Juli 2019 präsentierte die Forschungsstelle in der Gruppenausstellung "In_visible Realness" Objekte aus der Sammlung von Naomi Wilzig. Diese Ausstellung fand anlässlich des 50. Jahrestages des Stonewall-Aufstands und des 100. Jahrestages der Gründung von Magnus Hirschfeld‘s Institut für Sexualwissenschaft statt.

 

 

 

Im Dezember 2019 wanderte die Ausstellung „Die Erotik der Dinge. Sammlungen zur Kulturgeschichte der Sexualität" ans WEAM in Miami Beach, wo sie vom 2. Dezember 2019 bis zum 30. März 2020 zu sehen war. (Hier gibt es Fotos von der Eröffnung sowie Installationsansichten)

 

 

Im Wintersemester 2019/2020 führte Hannes Hacke in Kooperation mit dem Museum Europäischer Kulturen (MEK) in Berlin das Praxisseminar "You sexy thing – Sexualität sammeln und ausstellen" durch. Studierende der Europäischen Ethnologie an der Humboldt-Universität forschten zu ausgewählten Objekten aus der Sammlung von Naomi Wilzig, lernten verschiedenen Aspekte des Umgangs, der Beschreibung und der Dokumentation von Museumsobjekten kennen und realisierten eine Abschlusspräsentation der Objekte im Museum Europäischen Kulturen.

 

Im Oktober 2020 fand der internationale Workshop "Exhibitionism: Sexuality at the Museum" statt. Er wurde gemeinsam mit dem WEAM, Miami Beach und dem Kinsey Institute an der Indiana University in Bloomington, USA organisiert und diente der Vorbereitung der gleichnamigen Konferenz.

 

 

 

Am 22. Juli 2021 fand das Symposium Taking Museum Engagement on Histories of Sexuality and Gender Online statt. In diesem Workshop stellten Kurator*innen, Vermittler*innen und Wissenschaftler*innen digitale Vermittlungsformate mit Bezug zu Sexualitäts- und Geschlechtergeschichte vor,  die sie im Zuge der COVID-19 Pandemie entwickelt und durchgeführt haben und diskutierten gemeinsam über die Möglichkeiten und Grenzen dieser Angebote. Der Workshop wurde gemeinsam von Hannes Hacke von der Forschungsstelle Kulturgeschichte der Sexualität und von Dr. Ina Linge vom Sexual Knowledge Unit an der Universität Exeter organisiert. Die Dokumentation der Vorträge (auf Englisch) finden Sie hier.

 

Vom 9. bis 11. Dezember 2021 fand die internationale Online-Konferenz "Exhibitionism - Sexuality at the Museum" statt, die von Hannes Hacke (HU) in Kooperation mit Rebecca Fasman (Kinsey Institute) und Melissa Blundell-Osorio (WEAM) organisiert wurde. Es nahmen 40 Vortragende und über 250 Personen aus Wissenschaft, Museum, Kunst, Pädagogik teil, die sich in ihrer Arbeit mit dem Thema Sexualität in Museen, Sammlungen und Ausstellungsräumen befassten. Die Konferenzinvorträge stehen registrierten weiterhin zur Verfügung. Ein Konferenzband ist in Vorbereitung. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite der Konferenz.

 

Von 2020 bis 2022 arbeitete die Forschungsstelle an der Digitalisierung und Präsentation der Naomi Wilzig Sammlung in einer Online-Sammlungsdatenbank. Dies beinhaltete die Digitalisierung von 4500 Negativen, die Entwicklung eines diskrimininierungssensiblen, sexualitätsspezifischen Vokabulars für die Erschließung der Sammlung, die Recherche zu ausgewählten Objekten und Konfiguration der Datenbank im Medienrepositorium der Humboldt Universität. Die Datenbank ging im Februar 2022 online und steht angemeldeten Nutzer_innen zur Verfügung.

Im Rahmen des Humboldt Internship Programs unterstützen  internationale Studierende die Forschungsstelle bei der Erschließung und Verschlagwortung. Auf diesem Blog schreiben die Studierenden über ihre Erfahrungen sowie über spezifische Sammlungsbereiche und Objekte (auf Englisch).


 

 

 

 

 

 

Snapshot Video Naomi.jpg

Video: Naomi Wilzig spricht über den Beginn ihrer Sammlung (in Englisch).

 

world erotic art museum miami beach une1

WEAM, Miami Beach, USA

 

HarbourPhoto 0244b

Relief aus der Naomi Wilzig Art Collection

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

RH 0073

Ausstellungsansicht Magnus Hirschfeld

 

Plakat der zweiten Ausstellung „Erotik der Dinge. Sammlungen zur Geschichte der Sexualität“, die vom 3. Mai bis zum 01. Oktober 2018 im Berliner Werkbundarchiv – Museum der Dinge gezeigt wurde.

Plakat Erotik der Dinge

 

 

20190118_174925.jpg

Workshop: Sexuality at the Museum: Educational Concepts

 

Ausstellung PS120

In_visible realness

 

2019 Eroticism of Things WEAM (1)

The Eroticism of Things @WEAM

 

IMG 20200210 161106

Abschlusspräsentation der Studierenden im Museum Europäischer Kulturen

 

Screen Shot 2020 10 16 at 2.01.39 PM

Workshop "Exhibitionism: Sexuality at the Museum"

 

Screenshot from online workshop presentation which says "sensitive content"

Symposium "Taking Museum Engagement on Histories of Sexuality and Gender Online"

 

Screenshot of conference website

Konferenz website

 

 

Screenshot of digital images from the Naomi Wilzig Collection in online database

Sammlungsdatenbank "Digital Naomi Wilzig Collection"